Wohnbebauung Arnulfpark, München

» … Die Art, wie eine Farbe aufgetragen wird, ist wichtiger als die Wahl der Farbe selbst … Streng genommen gibt es nicht eigentlich Farben, sondern Materialien, die farbig sind. Dasselbe Farbpulver aus Übersee kann unendlich verschieden aussehen, je nachdem, ob es mit Öl, Ei, Milch oder Gummiarabicum vermischt wird. Und je nachdem, ob es dann auf Holz, Karton oder Leinwand aufgetragen wird … glattgestrichen oder nicht, mehr oder weniger opak … Schwarzer Satin, ein schwarzes Tuch, ein schwarzer Tintenfleck auf Papier, schwarze Schuhcreme, schwarzer Ruß aus dem Kamin, Asphalt und alles was schwarz ist, wird zu Unrecht mit dem gleichen schwarz bezeichnet. Schwarz ist eine Abstraktion … Die Farben haben weniger Wichtigkeit, als man es sich gemeinhin vorstellt; die Art des Farbauftrags umso mehr … «

— Jean Dubuffet: Die Malerei in der Falle

 

Der Wohnblock an der Marlene-Dietrich-Straße bildet den Auftakt eines neuen gemischtgenutzten städtischen Quartiers in dem neu erschlossenen citynahen Entwicklungsgebiet „Arnulfpark“ auf den ehemaligen Flächen der Bundesbahn. Im Rahmen der Wohnungsbauförderung der Landeshauptstadt München sind hier 106 Sozialwohnungen errichtet worden. Die vorgegebene Blockrandbebauung wird als städtisches Haus mit einer architektonisch autonomen Fassade begriffen, die Ihr Nutzungsgefüge weitgehend zudeckt: so findet ein einheitliches französisches Fensterformat für alle Räume Verwendung und überhöht das Grundrissgefüge in die architektonische Aussage eines städtischen Randes. Die Architektur des Blocks thematisiert die Ausformulierung von öffentlichen und privaten Räumen über die Ausbildung von positiv gestoßenen Flächen: private Räume (die Loggien und der Innenhof) sind hell codiert während die öffentlichen Fassadenbereiche anthrazit eingefärbt sind. Ausgangspunkt für die Planung des Fassadenreliefs war ein Modellierputz, der in besonderer Weise geeignet war die thematische Vorgabe „Erde“ der Bebauungsplanung für diesen Block umzusetzen. Die Fassade erhält durch Struktur und Farbe dieses Modellierputzes eine leichte Dünung des Gesamtbildes.

Das Wohnkonzept schließlich basiert auf der Idee des Zusammenlebens um die Loggia als Gemeinschaftsraum an den die Individualräume angebunden sind: so ist die wohnungsbezogene Freifläche nicht einem einzigen Raum zugeordnet sondern in das gesamte Wohngefüge integriert.

Standort Marlene-Dietrich-Straße, München
Architekt Hierl Architekten BDA DWB
Bauherr GBWAG, München
Landschaftsplanung realgrün, München
Geschossfläche 9.810 qm
Baukosten KG 300/600 8.644.000 €
Leistungsphasen 2 – 5 (HOAI)
Fertigstellung 2006
Mitarbeit Maurice Maync, Carolin Semtner, Michel Feil, Tobias Miazga, Andreas Rackl