Städtebaulicher Wettbewerb, B-Planverfahren AGFA-Gelände, München, 1. Preis

» … Haus dabei verstanden als Gebäude in dem unterschiedliches zusammenkommt: Arbeiten und Wohnen, verschiedene soziale Schichten, Familien – und Einzelhaushalte, Junge und Alte, jedes Haus ein Spiegel der Stadt. Die Moderne wollte die Städte auflösen, also auch die kleinste Einheit: das Haus. Also Auftrennen in Funktionen, Wohnen, Büro. Handel, Produktion, Verkehr, Freizeit. Für alles sollt es spezielle Gebäude beziehungsweise Flächen geben. Das bürgerliche Mietshaus wurde zur Ursache des sozialen Elends erklärt, der niedrigen Löhne, der Cholera, der Schlafgänger und der ständigen Umzüge … «

— Dieter Hoffmann-Axthelm, Das Berliner Stadthaus – Geschichte und Typologie, Berlin 2008

» … Denn will man urbs und polis definieren, so geschieht es am besten nach dem Muster jener Scherzdefinition für eine Kanone: Man nehme ein Loch und umwickle es fest mit Draht, dann hat man eine Kanone. Auch die Stadt beginnt als Hohlraum … und alles Weitere ist Vorwand, um dies Hohl zu sichern, seinen Umriss abzustecken. … Dies rebellische Kleinland, das sich von der großen Mutter abgeschnürt hat und seine Eigenrechte ihr gegenüber wahrt, ist als Land aufgehoben und darum ein Raum sui generis, völlig neu, worin der Mensch, aus jeder Gemeinschaft mit Pflanze und Tier gelöst, ein in sich kreisendes, rein menschliches Reich schafft: Den bürgerlichen Raum … «

— José Ortega y Gasset, Der Aufstand der Massen, 1967

Ein kräftig formulierter Dialog von Landschaftsplanung und Architektur in Form eines Parks und einer prägnant geformten baulichen Silhouette bilden den Kern des Entwurfs.
In dieser Verbindung von Häusern am Park und großzügiger geometrisch ausgewogener Quartiersmitte entsteht ein Ort mit hohem Wiedererkennungswert, ein identifizierbarer Schwerpunkt in der Abfolge des Stadtraums am Mittleren Ring, der die vorhandenen Grünräume und Wegebeziehungen vom Colerainpark zum Walchenseeplatz vernetzt und sinnvoll verbindet. Dabei wird nach außen ein durchgängiger Rand gebildet um einerseits den Übergang zum Gewerbe klar zu formulieren, andererseits die existierenden Immissionen abzuschirmen – dem steht eine qualifizierte Innenentwicklung mit maßstäblich aus dem Ort entwickelten Wohnhöfen und Straßenräumen gegenüber.

Das Entwicklungsgebiet wird durch drei Ankermaßnahmen sozialräumlich aktiviert: Ein großzügiges Dach am Beginn des Aktivitätsbands (recyceltes Industriemonument) als Übergang vom Colerainpark zum neuen AGFA-Park, eine Kindertagesstätte mit Kinderkrippe und Sozialstation an der Perlacher Straße sowie ein kleines Einzelhandelszentrum an der Spixstraße im Übergang zum Gewerbe. Über diesen liegt ein feinmaschiges Netz von einzelnen, in die Gebäude integrierten Incentives, die insbesondere in Lagen am Park eine hohe Akzeptanz erwarten lassen.

Alle Wohnungen sind über Schaltzimmer an unterschiedliche Bedürfnisse anpassbar als Generationenwohnen, Wohnen und Arbeiten, Einliegerwohnungen oder Gästebereiche und sind somit auch in zeitlicher Kontinuität nachhaltig.

Standort Agfa-Gelände München
Architekt Hierl Architekten BDA DWB
Auslober Park Immobilien GmbH & Co. KG, Büschl Unternehmensgruppe
Wettbewerb, 2006 1. Preis
Landschaftsplanung Lex-Kerfers Landschaftsarchitekten, München
Mitarbeit Stephan Häublein, Carolin Kodisch, Harald Gasmann, Johannes Müller, Dominik Ammler, Carolin Semtner, Stefanie Stängl, Florian Wagner