» … Zuerst ist das Rückgrat da, das vertikale Lift- und Versorgungssystem, so einfach und direkt geplant, wie wir es zu planen verstehen. Um dieses Rückgrat sind die Räume in angemessener Tiefe angelegt mit einer Außenwand die alle neun Fuß durch viereinhalb Fuß breite Fenster durchlöchert ist … es mag nach gewissen Standards keine orthodoxe Schönheit sein, aber es besitzt eine raue Ehrlichkeit, die der Schönheit verwandt ist … «
— Raymond Hood,
Society of Beaux Arts Architects Yearbook 1933
Der Entwurf greift die wesentlichen Merkmale des städtebaulichen Konzepts auf und übersetzt sie in einen architektonischen Entwurf: die Raum und Kanten bildende Randbebauung steht im Dialog mit dem dort eingestellten freien architektonischen Objekt. Dessen Objektcharakter wird dadurch verstärkt, dass der geometrische Ort der Ecken des Bauraums zugunsten einer kontinuierlich verlaufenden Körperlinie aufgehoben wird.
Die Baustruktur des Gebäudes ist so definiert, dass unterschiedliche Grundrissbildungen auch noch im Bauprozess möglich sind: es gibt einen tragenden und aussteifenden Kern um den die konzentrierte und kompakte Sanitärzone liegt und eine tragende Fassade; dadurch ist es möglich sämtliche Raumtrennwände nichttragend und daher flexibel und variabel auszubilden.
Der Entwurf zeigt vier typische Grundrissgruppen: Maisonetten in EG und 1. OG, eine untere Lage als 5-Spänner mit Kleinwohnungen, eine mittlere Lage als 4-Spänner und eine obere Lage als 3-Spänner; darüber hinaus ist eine weitere Variante als Zwischenlage aufgezeigt, welche die Leistungsfähigkeit des Konzepts im Hinblick auf den Wohnungsmix darstellt. Der größte Teil der Wohnungen ist nach mindestens zwei Himmelsrichtungen orientiert wobei der Kernbereich der Wohnung – der zusammengefasste Wohn-Essbereich – in der „Gebäudeecke“ liegt und damit besonders von dieser Orientierung und der besonderen Raumform profitiert.
Man betritt das Haus über eine zweigeschossige Halle. Innerhalb der Wohnungen gibt es als besonderes Angebot die räumliche Differenzierung zwischen Wohn-Essbereich mit einer lichten Raumhöhe von 3,0 Metern und den übrigen Räumen mit 2.50 Metern. So entsteht im Geschosswohnungsbau über die bloße Stapelung von Grundrissen hinaus ein differenziertes inneres Raumgefüge.
Die Wohnungen sind so konzipiert, dass sie neben der funktionalen Erschließung eine zweite innere Erschließung – eine Enfilade – und damit unterschiedliche Raumverbindungen und -Erlebnisse ermöglichen. Dem Privatbereich ist eine Vorzone zugeordnet, die als Ankleide bzw. Stauraum zu nutzen ist. Durch die gewählte Tragstruktur in Verbindung mit der Installationszone können die Wohnungen variabel als Zellengrundrisse oder als Lofttypen entwickelt werden.
Standort Koppstraße, München
Architekt Hierl Architekten BDA DWB
Auslober PANDION Real Estate GmbH, München
Wettbewerb, 2009 1. Preis
Landschaftsplanung grabner + huber, Freising
GF 7.700 qm
Baukosten KG 300/400 11.300.000 €
Fertigstellung 2013
Mitarbeit Carolin Semtner, Florian Wagner, Ludwig Vanderpoorten