Baugebiet WA 2(2) Paul Gerhardt Allee München, 1. Preis

Strukturplan

Die städtebauliche Figur des Großblocks bietet die Chance ein Angebot unterschiedlicher Wohnarchitekturen in einem städtebaulichen Zusammenhang und damit typologische Variation unterschiedlicher Wohnungstypen, sozialräumliche Differenzierung und soziale Mischung. Dabei werden die unterschiedlichen Qualitäten des städtebaulichen Entwurfs (das städtische Haus am Bürgersteig, die Häuser mit Vorgärten, die Häuser am Anger …) zum Namensgeber der unterschiedlichen Typologien. Die Großfigur wird horizontal gegliedert: auf einen zweigeschossigen umlaufenden Sockel setzen individuelle Architekturen auf.

Lageplan

Die Fassaden reagieren dabei auf die städtebauliche Vorgabe: geordnet und aufgeräumt bilden sie das Gesicht der Straße während sie zum Hof weniger aufwändig und tendenziell informell ausgebildet sind. Vier großzügige zweigeschossige Durchgänge öffnen den westlichen Flügel in den Hof und korrespondieren mit den Durchgängen an den Punkthäusern auf der Ostseite; diese Durchgänge können öffentlich zugänglich sein da im Erdgeschoss keine privaten Wohnungen erschlossen werden.
Der Block wird entsprechend seiner Orientierung mit unterschiedlichen Grundrissen geplant.

Perspektive Strassenseite

 

Grundriss Erdgeschoss

Dielenhäuser
Die Nordseite wird mit dem Typus einer Dielenwohnung organisiert, dabei betritt man die Wohnung über eine große Diele die das Südlicht tief im Grundriss erlebbar werden lässt und als vorgelagerter Spielflur für die im Im Erdgeschoss sind Fahrradräume untergebracht und ein bürgerschaftlicher Gemeinschaftsraum bzw. eine Gewerbefläche zur Nahversorgung.

Perspektive Innenhof

Dach-Häuser | Galeriewohnungen
Die Dachgeschosswohnungen haben Dachterrassen in Form von räumlich geschützten Atrien bzw. Halb-Atrien und somit attraktive leistungsfähige Außenwohnräume.

Stadt-Häuser
Der bekannte Typ des städtischen Reihenhauses wird in die Struktur des Großblocks integriert und als frei bespielbares Raumgefüge auf einer Achsbreite von 4.80 m über mehrere Geschosse entwickelt. Sie lassen die Nutzung als konventionelle Familienwohnungen ebenso zu wie die als städtische Lofts mit einer Mischung aus Arbeiten und Wohnen (Home-Office im Erdgeschoss und ggfs Untergeschoss, Wohnen im ersten Obergeschoss).

Etagenhäuser
Die großen Etagenwohnungen sind sowohl zur Straße als auch zum Hof orientiert und haben so vor allem im öffentlichen Bereich der Wohnungen ganztägig besonnte Räume und nehmen Teil an Straße und Hof.

Variable Wohngefüge für eine Patchwork-Gesellschaft
Alle Wohnungen sind auf Grund des statischen Systems (tragende Fassaden, Mittelwand) an unterschiedliche Bedürfnisse anpassbar (Generationenwohnen, Wohnen und Arbeiten, Einliegerwohnungen, Gästebereiche).
Dadurch werden differenzierte und variable Wohnungefüge  mit schalt- und kombinierbaren Wohnungen als Antwort auf eine sich wandelnde Patchwork-Gesellschaft möglich und sind somit auch in zeitlicher Kontinuität nachhaltig.

Kompaktwohnungen
Der Haustypus mit dem innenliegenden längs gerichteten Treppenhaus ermöglicht es sehr kompakte Kleinwohnungen (die ggfs zu größeren Einheiten kombiniert werden können) zu organisieren und so auf dieses in München stark nachgefragte Marktsegment zu reagieren.

Eingangshallen
Häuser beginnen mit den Eingängen und von Walter Benjamin stammt der schöne Aphorismus, dass der Mensch im Treppenhaus zum Bürger gemacht werde. Der Entwurf knüpft an die Tradition großbürgerlicher Häuser der Gründerzeit an und wartet mit zweigeschossigen Eingangshallen auf den zugleich attraktiven Zugängen von den Angern zu den Höfen sind. Gleichzeitig unterstützen diese Hallen die städtische Thematik des zweigeschossigen Sockels.

Die Gebäude sind als Massivbau mit Wärmedämmverbundsystem geplant; die Sockelausbildung im Erdgeschoss erfolgt als Klinkerfassade oder als hochwertige eingefärbte Werksteinschale. Das Baufeld zeichnet sich durch seine hervorragende Wohnqualität aus, eingespannt zwischen den beiden gemeinschaftlichen Angern und dem Landschaftspark im Süden umschließt der polygonale Block einen großzügig geschnittenen, geschützten grünen Innenhof. Die unterschiedlichen Freiraumqualitäten werden entsprechend der städtebaulichen Gesamtkonzeption klar herausgearbeitet. Sie verleihen dem Baufeld seine unverwechselbare Identität.
Der Innenhof besitzt als grünes Juwel hohe Aufenthaltsqualität und viel Privatsphäre. Er ist über alle Treppenhäuser und vier zweigeschossige Durchgänge von den Angern aus erreichbar. Da der Innenhof nicht von der Feuerwehr befahren werden muss, sind Wege- und Erschließungsflächen zugunsten einer großzügigen Begrünung auf ein Minimum beschränkt. Alle nach Süden, Westen und Osten ausgerichteten Wohnungen besitzen fünf Meter tiefe private Gärten mit Terrassen; auch der Nordfassade sind Terrassen vorgelagert. Gärten und Terrassen liegen auf Hochparterreniveau über den Gemeinschaftsflächen. Eine grüne Fassung aus Gräser- und Staudenpflanzungen zwischen den Gärten und dem ringförmigen Erschließungsweg gewährleistet die Privatsphäre der Gärten und verleiht dem Hof eine durchgängige gestalterische Linie. Blühende Großsträucher bilden einen attraktiven Filter zwischen privaten und gemeinschaftlichen Flächen. Die grüne Mitte des Innenhofs ist unzerschnitten und locker mit Baumhainen bepflanzt. Sie bietet Raum für attraktive Spiel- und Aufenthaltsflächen und leichte Geländemodellierungen, ohne ihre Großzügigkeit einzubüßen.
Die Anger besitzen ein durchgängiges, städtisch-urbanes Erscheinungsbild mit gepflasterten Flächen für Verbindung und Erschließung, Rettungswegen und Müllaufstellung. In die Belagsflächen eingeschnitten sind grüne und wasserdurchlässig befestigte Intarsien als Flächen für Spiel und Aufenthalt. Lichte Baumdächer aus attraktiv blühenden Birnen und Zierkirschen als Leitbaumarten erzeugen Raum- und Aufenthaltsqualität und vermitteln zum Landschaftspark hin. Den Übergang zu den Fassaden bildet eine teils angehobene Sockelzone mit Hauszugängen und Distanzpflanzungen aus Gräserbändern.

Ansicht Osten
Ansicht Westen

Standort  Paul-Gerhardt- Allee, München
Architekt  Hierl Architekten BDA DWB
Bauherr  PANDION Real Estate GmbH
Wettbewerb 2016  1. Preis
Landschaftsplanung  Ver.de, Freising
Mitarbeit  Miriam Ballesteros-Sels, Anja Kopp, Ulrich Schall, Dominik Reumuth, Ferdinand Schosser, Florian Wagner