Urbanes Leben am Papierbach – BF 03, Landsberg, 1. Preis

Lageplan

Stausschließlich funktionaler Raumdefinitionen, Flexibilität und Variabilität über den gesamten Nutzungszyklus, horizontale Schichtung und Materialauthentizität in der architektonischen Erscheinung. Die gewünschte Vielfalt städtischen Wohnens wird in einer offenen Grundrissstruktur abgebildet: Die Grundrisse sind um einen tragenden und aussteifenden Kern sowie eine tragende Fassade organisiert. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Wohnungsgemenge und eine größtmögliche sozialräumliche Vielfalt.
Die integrierte Kindertagesstätte ist zweigeschossig organisiert, so dass der große Teile des Hofes Konflikt frei der Wohnnutzung zur Verfügung gestellt werden kann. Dabei finden sich die „öffentlichen“ Räume (Mehrzweckraum Verwaltung etc. und der Gruppenraum für den Kindergarten (die „großen“ Kinder) im Erdgeschoss mit einer Raumhöhe von 3 m und die Räume für die Kinderkrippe im 1. Obergeschoss mit einer Raumhöhe von 2.50 m; die Kinderkrippe ist räumlich differenziert ausgebildet: kleinräumige, den Gruppenräumen direkt zugeordnete Terrassen mit beidseitiger Belichtung von Ost und West, Oberlichter und der Zugang über eine zweigeschossige Treppenhalle bieten ein reichhaltiges Angebot um die mentale, motorische und psychische Entwicklung von Kleinkindern anzuregen und dabei intime geschützte Bereiche abseits vom Trubel im Erdgeschoß zur Verfügung zu stellen. Die zweigeschossige Treppenhalle ist ein attraktiver Begegnungsraum für Eltern und Kinder mit Blickbezug zum Lech und zur Stadt Landsberg. Der Mehrzweckraum kann auch separat, außerhalb der Betriebszeiten der KiTa für Abendveranstaltungen genutzt werden.

Eingangshalle KiTa

Die Gastronomie ist gemäß Auslobung zum Lechbogen hin orientiert und hat einen großzügigen Freibereich nach Süden. Der gut proportionierte Gastraum wird über einen seitlichen Vorraum mit den Nebenräumen erschlossen. Die Andienung der Küche, die zur von Kühlmannstraße angeordnet ist und von dort gut angeliefert werden kann erfolgt im rückwärtigen Bereich.
Der Nutzungskonflikt mit den darüber liegenden Wohnungen wird wie folgt gelöst: zum einem befinden sich dort eher unempfindliche Nutzungen (kleine Apartements, Homeoffices) bzw. sind bei Familienwohnungen nur Wohn- und keine Schlafräume angeordnet. Zusätzlich sind die wohnungsbezogenen Freiflächen dort ausschließlich als Loggien ausgebildet um so die direkte Konfrontation zu vermeiden und eine wirksame Pufferschicht auszubilden.

Grundrisse Erd- und Obergeschoss

Die Häuser von ca. 23 – 25 m und 13 m Tiefe mit innenliegendem Kern und tragender Fassade ermöglichen ein differenziertes und variables Wohngefüge mit folgenden Qualitätsmerkmalen:

  • Durchwohnen (Morgen- | Abendsonne): die großen Wohnungen sind durchgehend zweiseitig orientiert: zum ruhigen Innenhof nach Süden oder Westen und zur Straße nach Norden oder Osten
  • Neutralität (Raumgrößen) und Variabilität im Grundriss (nichttragende Wände)
  • Flexibilität im Nutzungszyklus (eigener Schlaftrakt als Wohnung in der Wohnung)
  • Orientierung der großen Wohnungen nach drei Himmelsrichtungen • Alle großen Wohnungen haben mindestens einen Balkon und eine städtische Loggia.
  • Die straßenseitigen Loggien können durch öffenbare Einfachverglasungen zu fast ganzjährig nutzbaren Wintergärten ausgebaut werden.
Wohnkonzept
Flexible Grundrisse
Wohnen im Raumplan

Die Wohnungen am Herbstweg werden straßenseitig als Hochparterrelagen ausgebildet. Hofseitig liegen diese Wohnungen auf Geländeniveau, so dass sich Wohnungen mit großen Raumhöhen (3.50 m) im öffentlichen Wohnbereich und üblichen Höhen (2.50 m) in den Individualbereichen ergeben. Die Erdgeschosswohnungen verfügen über hofseitige Terrassen.
Urbane Architektur zeichnet sich durch Materialechtheit aus und generiert dadurch eine hohe Authentizität in geschichtlicher Kontinuität. Vor dem Hintergrund einer zunehmend komplizierteren Bautechnologie, die separat optimierte Bauteile schichtenweise kombiniert und eine dementsprechende Entsorgungsproblematik mit sich bringt schlagen wir eine monolithische Wandkonstruktion aus massivem Dämmbeton mit ebenfalls material-authentischen Einlagen aus Holz vor. Der Dämmbeton erzielt seine Wärmeschutzwirkung durch die Beigabe von Glasschaumgranulat aus recyceltem Altglas, anstelle von Kies und einem hohen Luftporenanteil. Das Wandgefüge ist diffusionsoffen und sorgt damit nicht nur für einen optimalen Wärme-Feuchtehaushalt, sondern vermittelt auch das Gefühl von Festigkeit. Die in die Öffnung eingesetzten, im Außenbereich melaminharzgebundenen bzw. dickschichtlasierten und im Innenbereich geölten Holzelemente verbinden Fassade und Mobiliar und integrieren die Fassade in das räumliche Konzept.

Holzinfills Mobiliar
Ansicht Norden
Ansicht Osten

Standort  Landsberg
Architekt  Hierl Architekten BDA DWB
Auslober  Ehret+Klein Real Estate Competence GmbH
Wettbewerb 2017  1. Preis
Landschaftsplanung  Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten, München
Geschossfläche  6.800 qm
Mitarbeit  Miriam Ballesteros, Anja Kopp