LEITIDEE | KONZEPT
Das Konzept des Projekts beruht auf drei Bausteinen: der Schaffung eines prägnanten und am Ort präsenten Baukörpers, der Ausbildung einer öffentlichen Freifläche auf dem Dach und einer robusten Gebäudeausstattung mit Verzicht auf aufwändige Technik. Gestalt und Anmutung des Gebäudes ergeben sich schlüssig und kohärent aus der Verbindung der Gegebenheiten des Ortes, der Funktion, der Konstruktion und äußerer Anmutung. Das einfache reduzierte Haus ermöglicht eine ruhigen, städtischen Auftritt und eine angemessene Präsenz im städtebaulichen Spannungsfeld zwischen parzellierter Stadtstruktur und städtischen Großformen wie Bahnhof und Dom.
STÄDTEBAU
Der Entwurf basiert auf der städtebaulichen Studie des Vorbescheids welche die ortstypische Perimeterbebauung fortsetzt. Diese wird geometrisch dahingehend geschärft, dass innerhalb der vorgegebenen Abstandsflächengeometrie e i n prägnanter Baukörper entsteht der einerseits die Maßstabssprünge des spannenden Kontexts durch seine skulpturale Formulierung bindet, andererseits durch Kantenbrechungen im Abstand von ca. 20-30 Metern an die Parzellenstruktur der Randbebauung und deren Körnung anknüpft und eine entsprechende Mäßstablichkeit im Straßenbild herstellt. Ein Profil überragender Baukörper bildet mit den umgebenden Hochpunkten einen kompositorischen Dreiklang, die Begrünung der Innenfassade schließlich führt Grünstruktur des Wohnhofs zu einem schlüssigen Ende, die Aufnahme der umgebenden Traufhöhen bindet den Baukörper in das stadträumliche Gefüge ein.
ERSCHLIESSUNG
Die Verkehrserschließung des Gebäudes erfolgt von der Altenberger Straße, hier liegt auch die Tiefgarageneinfahrt und der Warenumschlag der gewerblichen Nutzung im Erdgeschoss. Der Haupteingang und damit die Adressierung liegt an der Maximinenstraße.
Das Gebäude ist mit zwei Treppenkernen (davon einer als Sicherheitstreppenraum – der Hochpunkt fällt unter die Hochhausrichtlinie) wirtschaftlich erschlossen. Die Treppenräume sind in Form von „Schachteltreppen“ geplant und stellen damit den ersten und zweiten baulichen Rettungsweg sicher.
Im westlichen Gebäudetrakt an der Altenberger Straße ist wegen der großen Fluchtwegslänge über die ersten 5 Geschosse ein weiteres Treppenhaus erforderlich. Die Vierläufigkeit der Treppen ermöglicht es strukturell unterschiedliche Raumhöhen gut bewältigen zu können.
So wird ein flexibles gemischt genutztes Verwaltungsgebäude mit variabler, weitgehend hierarchiefreier Belegung, kurzen Wegen und kompakter Dimension ermöglicht.
TIEFGARAGE LOGISTIK | PARKIERUNG LOGISTIK
Die Tiefgarage wird auf zwei Ebenen organisiert: Im ersten Untergeschoss befinden Gästestellplätze und Fahrradstellplätze, im 2. Untergeschoss – abtrennbar über eine Schranke – befinden sich die Stellplätze für die Büronutzung. Der Anlieferbereich für gewerbliche Nutzungen befindet sich im Erdgeschoss neben der Tiefgarageneinfahrt.
PROGRAMM | ORGANISATION
Durch die gewählte Erschließung sind Nutzungseinheiten zwischen ca. 400 qm und 1.000 qm Nutzfläche pro Geschoss möglich die Effizienz liegt dabei bei 10,5 qm – 13.5 qm pro Arbeitsplatz. Damit ist das Gebäude sowohl für einen einzelnen Nutzer mit interessanter Firmenkrone als auch für mehrere unterschiedliche Nutzer denkbar.
Folgende Nutzungbelegungen sind über den Gebäudequerschnitt möglich und ermöglichen folgendes Nutzungsspektrum: Büroflächen 10.788 qm GF | 837 AP,Gewerbeflächen 1.210 qm GF, in Summe 12.023 qm.
KONSTRUKTION
Wir schlagen ein hochflexibles, integrales und umfassend nachhaltiges Konstruktions- und Technikkonzept für das Projekt vor, das kann in Form einer Stahlbetonhohlkörperdecke (z.B. CeilTech von Innogration) welche sehr große Spannweiten bei geringer Bauhöhe mit maximal einer Mittelstütze ermöglichen oder in Holzhybridbauweise welche bei vergleichbarer Bauhöhe zwei Mittelstützen benötigt. Die komplette Gebäudetechnik wie Haupttrassen, HLS- ELT-Auslässe, Bautailaktivierung (im Falle einer Stahlbetonmassivbauweise) oder Gebäudekonditionierung im Falle einer Holzhybridbauweise, in die Tragkonstruktion integrierte Akustikabsorber, liegt in den Geschossdecken.
FASSADE | GESTALT | SONNENSCHUTZ | LÜFTUNG | HAUSTECHNIK
Wegen der hohen, schalltechnischen Beaufschlagung von bis zu 78 dB ist eine natürliche Fensterlüftung zunächst nicht möglich. Wir schlagen daher vor die Fassade im Achsraster von 1.35 m zu teilen und leicht aufzufalten – damit sind massive Wandanschlüsse in jedem Ausbaufeld möglich. Das große Element mit ca. 1 m Breite ist als Festverglasung mit entsprechender Schallschutzqualität konzipiert, das kleinere Element ca. 40 cm erhält eine Prallscheibe die Tag und Nacht eine natürliche individuell steuerbare Lüftung ermöglicht.
Ziel der bauphysikalischen und technischen Konzeption ist es, mit einer hohen Gebäudeperformance den Aufwand an technischen Installationen zu minimieren. Hierzu wurde eine Fassade entwickelt, die ohne Steuerungssysteme durch gute wärmetechnische Eigenschaften und einen hohen sommerlichen Wärmeschutz mittels Reflexion, die Lastgänge zum Heizen und Kühlen im Gebäude minimiert. Die Bedruckung der Fassadenelemente ermöglicht eine maximale Reflexion, bei gleichzeitig guter Tageslichtversorgung und Aussicht aus dem Gebäudeinneren. Die Achsen erhalten jeweils in der Faltung einen Lüftungsflügel. Damit werden alle fassadennahen Flächen natürlich belichtet und belüftet. Lediglich Bereiche z.B. Besprechungsräume im Inneren mit hohen Belegungszahlen erhalten eine mechanische Lüftung. Zum Ausgleich der verbleibenden Heiz- und Kühllasten werden Flächensysteme vorgeschlagen. In diesem Aspekt unterscheiden sich die Varianten der Beton- und Holzkonstruktion. Für die massive Bauweise werden die Speichermassen der Konstruktion genutzt. Die Aktivierung erfolgt in der unteren Ebene der Fertigdecken. Somit kann einerseits die Masse des Betons zur Pufferung genutzt werden, andererseits vermindert die oberflächennahe Verlegung die Trägheit in den Massivdecken. Für die Wahl einer Holzbaukonstruktion wird die Aktivierung des Bodens vorgeschlagen, um ganzjährig behagliche raumklimatische Verhältnisse zu schaffen. Die Versorgung erfolgt über die Einbindung des Grundwassers in Kombination mit einer Wärmepumpentechnologie. Zur Unterstützung dieses strombasierten Konzeptes erfolgt eine flächige Belegung der Dachflächen mit Photovoltaik. Sollte das Grundwasser nicht zur Verfügung stehen wird der Anschluss an die Fernwärme vorgeschlagen. Neben der Versorgung im Winter kann auch die Einspeisung der Abwärme aus der Kälteerzeugung in das Netz eingespeist werden. Damit wird die Abwärme in die urbane Umgebung unterbunden und die Dachfläche zur solaren Energieerzeugung maximiert.
Der Sonnenschutz besteht aus einer zweischichtigen Siebbedruckung ( Bedruckungsdichte ca. 60 %, innen anthrazit, außen weiß) die im Inneren Farbneutralität gewährleistet, hohen Sonnenschutz bei gleichzeitig freiem unverstellten Ausblick bietet und damit eine hohe Nutzungsqualität sicher stellt. Er kann im Innenraum durch einen textilen Blendschutz ergänzt werden – unter dem programmatischen Aspekt PandionOfficeHome sind hier weiße Vorhänge vorstellbar.
NACHHALTIGKEIT, ÖKOLOGIE UND WIRTSCHAFTLICHKEIT
Die gesamte Konstruktion ist auf die optimierte Verwendung der Baustoffe ausgerichtet und versucht, eine am gesamten Lebenszyklus orientierte Nachhaltigkeit und effiziente Verwendung der Ressourcen zu gewährleisten. Das integrale Technik- und Konzeptionskonzept minimiert die „Schichtigkeit“ üblicher Konstruktionen und schafft damit optimale Bedingungen für die langfristige Nutzbarkeit, Drittverwendung und Rückführung in den Lebenszyklus der Baustoffe.
REALISIERBARKEIT UND WIRTSCHAFTLICHKEIT
Die Konstruktion und klare Struktur des Gebäudes lässt eine wirtschaftliche Realisierung und eine nachhaltige Nutzung erwarten. Die Vorgaben des Bauvorbescheides werden durch das Konzept eingehalten und schlüssig interpretiert.
Ausloberin: PANDION Rheinland V GmbH & Co. KG
Verfasser: Hierl Architekten
mit: AWD Tragwerksplanung, TGA IB Hausladen, Bauphysik MBBM
Mitarbeit: Miriam Ballesteros Sels, Anja Kopp, Teresa Sumerakin Amich, Maximilian Jüttner, Simon Fiedler