» … Zu den sonderbarsten Orten der Welt – sagte Azwei – gehören jene Berliner Höfe, wo zwei, drei oder vier Häuser einander den Hintern zeigen … Tief unten gröhlt eine Männerstimme Scheltworte zu einem der Mädchen empor, oder es gehen schwere Holzschuhe auf dem klinkernden Pflaster hin und her. Da hinaus und hinab sehen nun die Küchen und die Schlafzimmer, nahe beieinander liegen sie, wie Liebe und Verdauung am menschlichen Körper. Etagenweise sind die Ehebetten übereinandergeschichtet; denn alle Schlafzimmer haben im Haus die gleiche Lage. Du wirst zugeben, dass die menschliche Freiheit hauptsächlich darin liegt, wo und wann man etwas tut, denn was die Menschen tun ist fast immer das gleiche: da hat es eine verdammte Bedeutung, wenn man auch den Grundriss gleichmacht … «
— Robert Musil, 1963
Das Stigma, das dem Geschosswohnungsbau der letzten Jahrzehnte gemeinhin anhaftet, ist das der reinen Stapelung von Funktions- und Bedürfnisflächen. Dabei existieren durchaus unterschiedliche Wohnbedürfnisse, deren Spanne vom Familienwohnen bis zum Singlehaushalt reicht.
Unser Wohnkonzept versucht auf diese unterschiedlichen Wohnbedürfnisse angemessen zu reagieren und entsprechende Grundriss- und Raumtypen zu entwickeln. Dabei greifen wir auf ein Thema zurück, das Architekten wie Adolf Loos oder Josef Hofmann immer wieder beschäftigt hat: Die räumliche Staffelung von Wohneinheiten und die differenzierte Zuordnung von privater Freifläche und Wohnraum.
Die großen Familienwohnungen liegen in den unteren Geschossen und haben direkten Zugang zum Park; Wohnungen für Kleinfamilien sind als Maisonettetypen entwickelt, haben großzügig vorgelagerte Terrassenbereiche und erlauben den Rückzug innerhalb der eigenen Wohnung. Kleinwohnungen und Appartements schließlich befinden sich in den Obergeschossen und im Dachgeschoss. Alle Wohnungen verfügen durch die Koppelung von Küche, Essen und Wohnen über ganztägig besonnte Aufenthaltsbereiche. Die Individualräume orientieren sich zum ruhigen Hof hin.
» … Ich bewohne seit 2 Monaten eine 2 Zimmer Wohnung mit Terasse und Wintergarten am Gebirgsjägerplatz in Salzburg und bin begeistert von dieser intelligenten Architektur … Im ganzen Haus eine sehr kluge Ausnützung des Tageslichts !!!!, und diese Vielfalt an Wohnmöglichkeiten … jedes Stockwerk ist sehr spannend!
Sonnenaufgang – Sonnenuntergang Ausrichtung … einfach genial und absolut phantastisch es tgl. zu erleben. Im Westen – städtischer Flair durch die Strasse und im Osten ländlich idyllisch durch den Park und die Bäume … Für Kinder ein Paradies, da es sehr einfach für sie ist in Kontakt zu kommen durch die niedrige, terassenförmige Bauweise … Was mich wundert ist, warum es in Salzburg nicht mehr von diesen Wohnsiedlungen gibt …!!!? «
— I.G., Bewohnerin, 2016
Standort Gebirgsjägerplatz, Salzburg
Architekt Hierl Architekten BDA DWB
Bauherr Gemeinnützige Salzburger Wohnbaugesellschaft (GSWB)
Wettbewerb, 1993 1. Preis
Geschossfläche 8.547qm
Baukosten KG 300/400 7.085.000 €
Leistungsphasen 2 – 5 (HOAI)
Fertigstellung 2001
Mitarbeiter Peter Hofmann, Günter Obeser, Christian Bock, Christian Fröhlich, Maleen Fromm, Ingrid Konrad, Kai Liedtke, Jeannette Quecke, Bernhard Schambeck