» … Ich weiß sehr wohl, dass das Konkurrenzwesen der Krebsschaden der heutigen Baukunst ist; ich weiß dass niemals der beste Baukünstler prämiert, sondern das Projekt zur Ausführung gelangt, das den momentanen Empfindungen am nächsten kommt. Konkurrenzen sind wohl bei Damenfrisuren und Hüten angebracht … «
— Adolf Loos, Über Architektur, 1911
Die vorhandene disparate städtebauliche Situation des Baugrundstücks wird durch den Neubau des Oberstufenzentrums für Körperpflege in seiner Widersprüchlichkeit beantwortet. Das OSZ nimmt eine Zwitterrolle ein und schließt einerseits das Gewerbe der Blockrandbebauung und stabilisiert so den historischen Stadtgrundriss, andererseits stellt es sich als Objekt – und damit als typisch öffentliches Gebäude dar. Es steht damit in der Berliner Tradition hybrider Bautypen (z.B. Schillertheater, Schillergymnasium), die zweifach lesbar sind: als Blockrand und als Objekt.
Der Neubau des Oberstufenzentrums ist weitgehend als Fertigteilbau, bestehend aus Stahlbetonstützen, -unterzügen und -plattendecken, konzipiert und erfüllt damit folgende Anforderungen: schnelle Bauzeit, geringe Baukosten durch die Vorfertigung standardisierter Elemente, geringes Gewicht (Kostenreduzierung), fertige Oberflächen (Sichtbeton), maßstäbliche Feingliederung der Räume vor allem durch die Plattendecken.
Die Straßenfassade ist als steinsichtige Lochfassade aus vorgefertigten Werksteinplatten (Sandwichkonstruktion mit Kerndämmung) geplant. Format und Körnung der Öffnungen beziehen sich explizit auf die umliegenden öffentlichen Gebäude (Schillertheater, Schillergymnasium) und binden das Oberstufenzentrum so in das Quartier ein. Der Anteil der Verglasung beträgt dabei ca. 39% der Gesamtfassadenfläche, so dass auf teuren außenliegenden Sonnenschutz verzichtet werden kann – der Energieeintrag auf die Ost- und Westfassade wird durch farbneutrales Sonnenschutzglas mit einem Gesamtenergiedurchlass von 0,39 (g-Wert) auf ein zulässiges Maß begrenzt. Die Hoffassade besteht aus einer Glas-Paneel-Konstruktion in Leichtbauweise, die ebenfalls standardisiert und vorgefertigt werden kann.
Standort Schillerstraße Ecke Grolmannstraße, Berlin Charlottenburg
Architekt Hierl Architekten BDA DWB
Auslober Land Berlin
Wettbewerb, 2006 4. Preis
Geschossfläche 8.700 qm
Mitarbeit Carolin Semtner, Maurice Maync