Realisierungswettbewerb Areal Wittelsbacher Straße 7, Regensburg

Schwarzplan

STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Das städtebauliche Konzept knüpft an die bauliche Struktur des Kontexts an: straßenseitig werden zwei Einzelgebäude in die Bauflucht eingestellt, hofseitig mit werden zwei weitere Gebäude in die Spur der dortigen Rückgebäude gesetzt – dadurch entsteht ein gut gefasster zusammenhängender Binnenraum der räumliche Bezug nimmt zur Dreiflügelanlage im Süden und sich mit räumlich spannender perspektivischer Verjüngung nach Norden erstreckt. Dabei werden der nördliche angrenzende und der südliche Teil der Liegenschaften zu e i n e m großzügigen Binnenbereich zusammengezogen der als gemeinschaftlicher Raum von allen Bewohnern genutzt werden kann – der Höhensprung den nördlichen Gebäuden wird leicht hängig verzogen so dass eine durchgehend barrierefreie Fläche entsteht.

Grundriss Erdgeschoss

WOHNEN
Die gewünschte Vielfalt städtischen Wohnens wird in einer offenen Grundrissstruktur abgebildet: Die Häuser von ca. 20 m | 16 m sind um einen tragenden und aussteifenden Kern sowie einer tragenden Fassade organisiert dadurch ergeben sich unterschiedliche Wohnungsgemenge und eine größtmögliche sozialräumliche Vielfalt mit folgenden Qualitätsmerkmalen:

  • Durchwohnen (Morgen- | Abendsonne): die großen Wohnungen sind durchgehend zwei- bis dreiseitig orientiert so dass ganztägig Lichteinträge in die Wohnungen möglich sind.
  • Neutralität (Raumgrößen) und Variabilität im Grundriss (nichttragende Wände)
  • Flexibilität im Nutzungszyklus: Alle Wohnungen sind auf Grund des statischen Systems (tragende Fassaden, Mittelwand) an unterschiedliche Bedürfnisse anpassbar (Au-Pair-, Pflegebereich, Generationenwohnen, Wohnen und Arbeiten, Einliegerwohnungen, Gästebereiche) und somit flexibel in der Belegung und variabel über den ganzen Nutzungszyklus, dabei ist jeweils ein eigener Schlaftrakt als Wohnung in der Wohnung ausgebildet.
  • Alle großen Wohnungen haben eine großzügig geschnittene städtische Loggia
  • Die Erdgeschosswohnungen sind straßenseitig als Hochparterrelagen über Geländeniveau angehoben und gewährleisten so Schutz der Privatheit der Bewohner. Hofseitig sind die Wohnbereiche auf Geländeniveau abgesenkt so dass sich hier größere Raumhöhen und ein anregendes Wohnen im Raumplan ergibt.
Wohnungsgrundrisse

Alle Wohnungen haben Abstellflächen in der Wohnung, Typ-bezogen einen eigen Hauswirtschaftsraum mit Waschmaschine und ein großzügiges Kellerabteil. Die Keller sind dabei in einem Zwischengeschoss zwischen Hochparterre und Tiefgarage angeordnet das Brandschutzrechtlich nicht als Untergeschoss gewertet wird, so dass aufwändige brandschutztechnische Maßnahmen wie mechanische Entrauchung oder Sprinklerung vermieden werden können. Die Kubaturen der Dachgeschosse sind entweder als Galerieräume den Wohnungen zugeordnet oder im Spitzbodenbereich als zusätzliche Lagerflächen möglich. Die Tiefgarage ist natürlich belüftet (die Zu- und Abluftöffnungen erfolgen über das Einfahrtstor und über in die Landschaftsplanung integrierte Lüftungsöffnungen (Sitzbänke etc). Mit den vier kompakten villenartigen Stadthäusern wird eine Geschossfläche von ca. 3.900 qm erreicht, der Wohnungsspiegel wird wie gefordert erfüllt. Die EOF-Wohnungen befinden sich in Haus 1 im dem auch die TG-Abfahrt integriert ist.

DENKMALSCHUTZ
Der Kontext wird als schutzwürdiges Ensemble begriffen in dem die Baukörper maßstäblich eingefügt werden. Die Gebietsprägenden Walmdächer werden aufgenommen und in eine zeitgemäß abstrahierte Form übersetzt. Die gliedernden Elemente der angrenzenden Stadthäuser werden als organisierende Matrix für die Fassaden aufgegriffen stellen als Relief in unterschiedlicher Materialität (gestockte, scharrierte, gesäuerte Oberflächen) Bezüge zu den Nachbarhäusern her und binden in deren plastische Abfolge ein. Die künstlerisch gestalteten Glasfenster werden zum Einbau in den mehrgeschossigen Eingangshallen vorgeschlagen und können dort eine unverwechselbare Atmosphäre erzeugen. Die historische Brunnenanlage wird in der Blickachse des Dreiflügelbaus in einem Salettl an der Mauer angeordnet und bietet einen attraktiven Treffpunkt für die Hausgemeinschaft.

Schema Fassade

MATERIALITÄT
Urbane Architektur zeichnet sich immer durch Materialechtheit aus und generiert dadurch eine hohe Authentizität in geschichtlicher Kontinuität. Vor dem Hintergrund einer zunehmend komplizierteren Bautechnologie, die separat optimierte Bauteile schichtenweise kombiniert und eine dementsprechende Entsorgungsproblematik mit sich bringt, schlagen wir eine monolithische Wandkonstruktion aus massiven Dämmbeton mit ebenfalls Material authentischen Holzfenstern. Die Außenwände formulieren dabei ein differenziertes Relief aus fein gegeneinander verspringenden unterschiedlichen Betonqualitäten (gesäuert, gestockt, glatt geschalt …) in die schmückende Streifen aus hoch lichtempfänglichen und reflektierenden Glasmosaikfliesen eingelagert sind. So entsteht eine Einbindung in das plastische Gliederungs- und Schmuckwerk der Straßenzeile. Der Dämmbeton erzielt seine Wärmeschutzwirkung aus Glasschaumgranulat (aus recyceltem Altglas) anstelle von Kies und einem hohen Luftporenanteil. Das Wandgefüge ist diffusionsoffen und sorgt damit nicht nur für einen optimale Wärme-Feuchtehaushalt sondern vermittelt auch das Gefühl von Festigkeit.

Fassadenschnitt und Ansicht

FREIANALGEN
Die Freianlagen des zukünftigen Areals verstehen sich als integratives Element, welche den Neubauten eine nahtlose Integration in ihre Umgebung ermöglichen. Ihre Formensprache übernimmt daher gezielt die räumliche Weite und den figürlichen Gestus des angrenzenden „Dörnberg Parks“. Zart geschwungene Wegeverbindungen nach Art eines englischen Landschaftsgartens erschließen das Areal logisch, ohne unnötig Freiflächen zu versiegeln. Dadurch spannt sich ein einziger großer Raum auf, der den Nutzern ein Maximum an Freiheit bei der Bespielung und beim Erfahren der Qualitäten gewährt. An ausgewählten Punkten akzentuieren Aufenthaltsbereiche mit Sitzgelegenheiten den offenen Freiraum und schaffen Aufenthaltsqualitäten mit starker Identität. Horizontal wird das Areal durch eine Vielzahl an Baumsetzungen gefasst, welche im sonst freien Raum ein Gefühl für Maßstäblichkeit und Ordnung vermitteln. Verstärk wird dieser Effekt durch die Pflanzung von Stauden und Sträuchern in losen Reihen, welche eine semipermeable Raumordnung auf Augenhöhe organisieren um Halböffentliche und öffentliche Bereiche zu differenzieren. Die Verwendung naturnaher Materialien, wie Naturstein und Holz geben den Freianlagen einen unformalen und doch wertigen Charakter, der das Areal auch in Sachen Optik und Haptik in die unmittelbare Umgebung einpasst und der aufregenden Architektursprache der Wohnhäuser eine gebührende Bühne bereitet.