» … Ein geplantes Gebäude steht heute schon im Geruch, ein schematisiertes Bauwerk zu sein, ein Gebäude nach Rezept. In Wahrheit wächst ein Bau, so wie auch das mittelalterliche Haus gewachsen ist, ein modernes Gebäude ist inzwischen nach Technik und auch nach Bedarf, nach Lage und Zweck zu komplex, als dass es noch geplant sein könnte. Viel zu viel ist im Detail zu verfolgen und zu überprüfen, als dass es in einem Wurf hingelegt werden könnte … «
— Otl Aicher „Planung und Steuerung“ in Analog und Digital, S. 139
Der Entwurf setzt auf einen spannungsvollen Dialog zwischen der Raumfigur der Stadt und die sie bildenden figürlichen Baukörper der typisch ist für die Musterbildung der historischen Stadt die sich über individuelle Vereinbarungen über Grundstücke und Stadträume im Lauf der Zeit gebildet hat. Aus den Geometrien des Kontexts entwickelte Baukörper stehen selbstbewusst zueinander und bilden Räume die an die Textur der historischen Stadt anbinden: ein viergeschossiger Bau – das kleine Haus – nimmt die Flucht der Ladehofstrasse auf und formuliert mit dem Justizgebäude und der JVA dort ein ausgewogenes Straßenraumprofil. Zur Bahntrasse steht das große Haus ein sechsgeschossiger Bau und nimmt dort sowohl Bezug auf das Gebäude der Mittelbayerischen Zeitung als auch die Maßstäblichkeit an dem Verkehrsknotenpunkt. So entsteht das gewünschte markante und repräsentative Quartierszentrum das zusammen mit dem Neubau der Mittelbayerischen Zeitung einen signifikanten Brückenkopf bildet, zu der umgebenden Bebauung maßstäblich vermittelt und einen Auftakt in das westlich anschließende Wohngebiet schafft. Zugleich entstehen an den Hauptwegen ansprechende öffentliche Räume mit guten Adressierungen.
Die gewählten Typen nehmen Bezug auf archaische Hofformen in Regensburg (z.B. das Thon Dittmer Palais) und binden diese Höfe über große Öffnungen an den öffentlichen Raum an und lassen sowohl zur Außen- als auch zur Innenseite attraktive Räume entstehen. Hoftypen ermöglichen dabei sehr gute und funktionale Erschließungen aber auch eine flexibel zu handhabende Realteilbarkeit.
Auf Basis des Konstruktionsrasters und des baulichen Typus (Hof) ist eine breit gefächerte Nutzungsmischung möglich und ermöglicht Flexibilität in der Struktur und Variabilität im Nutzungszyklus. In beiden Baukörpern sind im Erdgeschoss sowohl groß- als auch kleinflächige Einzelhandelsnutzungen möglich die im Untergeschoss fortgesetzt und dort variabel erweitert werden können und so ein sehr flexibles Vermarktungskonzept ermöglichen.
Dabei sind folgende Varianten möglich:
Im Untergeschoss ist ein großer Ankermieter möglich (Vollsortimenter, Discounter, Drogerie-Großmarkt, Baumarkt, …) der direkt an die Stellplätze im 1. UG angebunden und von dort mit dem Individualverkehr hervorragend angedient ist. Im Erdgeschoss ist im großen Haus ebenfalls ein großflächiger Ankermieter möglich, der ggfs. mit der Fläche im UG verbunden werden kann; alternativ dazu sind an der Fassade kleinräumige Einzelhandelsflächen möglich.
Im kleinen Haus sind Einzelhandelsflächen mit hervorragender Adressierung an die öffentliche Platzfläche von 150 qm bis 250 qm möglich; das kann im 1. Obergeschoß durch ein Ärztehaus mit sehr eigenständiger Identität durch eine Patioerschließung ergänzt werden. Die Obergeschosse können grundsätzlich sowohl mit Hotel – als auch mit Büronutzung belegt werden; die Etagen sind über repräsentative Eingänge an die öffentlichen Verkehrsflächen angebunden und in Mieteinheiten von 250 – 100 qm unterteilbar.
Das stadträumliche Bindungselement des Ensembles ist ein – für Regensburg typischer – Brunnen, den wir als eine überspülte Glasfläche vorschlagen, der einerseits ein belebendes Element im Stadtraum darstellt, andererseits durch die Belichtung die darunter liegende Einzelhandelsfläche mit einbezieht und aufwertet.Süden verbindet sowie die Konferenzzone – beide Bereich haben direkten Blickbezug zu dem verbindenden Innenhof.
Standort Dörnberg-Viertel, Regensburg
Architekt Hierl Architekten BDA DWB
Auslober Dörnberg-Viertel Projekt GmbH & Co. KG
Landschaftsplanung Grabner & Huber Landschafsarchitekten, Freising
Gebäudefläche 15.360 qm
Mitarbeit Anja Kopp