Realisierungswettbewerb „Klosterackerweg“ in Regensburg, 1. Preis

Städtebau
Die bevorzugte Lage des Grundstücks am Zusammenfluss von Naab und Donau in direkter Nachbarschaft zu dem Schulzentrum verlangen die Auseinandersetzung mit städtischen Elementen:
Mit ureigensten Prinzipien der Stadt nämlich der Ausweisung von unterschiedlichen Parzellen, dementsprechend unterschiedlichen Häusern, differenzierten Grundrissstrukturen und räumlicher Bezugnahme auf den Kontext des Schulzentrums wird ein städtischer Auftritt für die Entwicklung des Quartiers geschaffen. Die Ausformung der Häuser ergibt sich aus der bewegten Topographie, zwangsläufig werden versetzte Häuser aneinandergereiht – diese werden nicht nur in der Höhe versetzt sondern auch in der Tiefe und räumlich verschränkt.


Mit dieser Verschränkung gelingt es die bisher isoliert stehende Schulanlage räumlich einzubinden und den Grundstein für eine weitere Quartiersentwicklung zu legen. So kann an Stelle eines fixen Wohnungsspiegels das breite Spektrum städtischen Wohnens abgebildet werden.

Hausgemeinschaften
Die Hausgemeinschaften finden ihren Ort auf den Dächern: dort werden einerseits Gemeinschaftsdachterrassen (unter Photovoltaikanlagen) ausgewiesen als auch Flächen für Hochbeete, Wildkräuteranlagen und Bienenweiden um mit diesem urban gardening einen Beitrag zur Klimaverbesserung und zur Stabilisierung der Artenvielfalt zu liefern.

Wohnbauerzählung
Dem Wunsch der Auslobung nach einem „vielfältigen Wohnungsangebot für unterschiedliche Nutzergruppen“ wird mit der Ausweisung von unterschiedlichen Hausbreiten entsprochen: es gelingt in einer Wohnbau-Erzählung die ganze Vielfalt des städtischen Wohnens abzubilden, vom kleinen Studentenappartement bis zur großen Wohnung für die Patchworkfamilie wird ein breites Spektrum an Wohnungsgrößen und -typen angeboten und somit die Grundlage für eine hohe soziale Mischung geschaffen.


Vom kleinen Studentenappartment für ein Pärchen Typ „lo studente“ mit 42 qm über die Zweizimmerwohnung für eine Wohngemeinschaft Typ „Zu zweit ist man weniger allein“ mit 57 qm bis hin zu unterschiedlichen Familienwohnungen +b beginnend mit einer kompakten 3-Zimmer Startup-Familienwohnung mit 67 qm bis hin zu der Großwohnung für Patchwork-Familien oder Wohngemeinschaften mit 127 qm wird ein breites Spektrum städtischen Wohnens angeboten und lässt so ein vielfältiges Nebeneinander erwarten.
Insgesamt wird eine Geschossfläche von ca. 16.920 qm (inkl. Schallschutzlaubenzone) erreicht bzw. können 155 Wohnungen errichtet werden.

Adressierung
Der prominenten Position entsprechend haben alle Häuser direkte Zugänge von der Straße – so wird eine klare Unterscheidung von öffentlichen Straßenräumen und dem der Hausgemeinschaft vorbehaltenem Innenhof gewährleistet. Ein besonderer Fokus liegt auf der Ausgestaltung der Eingänge, der Entwurf knüpft hier an die Tradition großbürgerlicher Häuser der Gründerzeit an und wartet mit großzügigen eineinhalbgeschossigen Eingangshallen auf die von der Straße zum Hof reichen.

Wohnkonzept | Grundriss Struktur
Eine aus den Bedingungen des Ortes entwickelte Grundrissstruktur weist die Individual- und Schlafräume im Nordosten und Osten aus während die Wohn- und Aufenthaltsbereiche nach Süden bzw. Westen orientiert sind. Die Häuser werden dabei abhängig von der Topographie unterschiedlich gedehnt so dass bei gleicher Grundstruktur unterschiedliche Grundrisskonstellationen möglich sind. Die Häuser von ca. 21 – 28 m Breite | und 16 m Tiefe mit innenliegendem Kern und tragender Fassade ermöglichen ein differenziertes und variables Wohngefüge mit folgenden Qualitätsmerkmalen: Durchwohnen (Morgen- | Abendsonne): die großen Wohnungen sind durchgehend zweiseitig orientiert: zum ruhigen Innenhof nach Süden oder Westen und zur Straße nach Norden oder Osten. Orientierung der großen Wohnungen nach zwei bis drei Himmelsrichtungen. Alle Wohnungen haben nach Süden oder Westen eine Laube die durch leicht durch öffenbare Einfachverglasungen als ganzjährig nutzbare Wintergärten genutzt werden kann. Die Erdgeschosswohnungen sind als Hochparterrelagen über Geländeniveau angehoben und gewährleisten so Schutz der Privatheit der Bewohner.

Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Regelgeschoss
Grundriss Regelgeschoss
Dachaufsicht
Dachaufsicht

Laubenzone
Bauliche Verdichtung verlangt die Antwort der damit verbundenen Freiflächenversorgung auch auf der Ebene des Gebäudeentwurfs. Die Anforderung des Schallschutzes beantworten wir mit großzügig dimensionierten, den Wohnungen direkt zugewiesenen privaten Lauben so dass jeder Wohnung ein ganzjährig benutzbarer den Wohnräumen geschützter vorgestellter Freiraum zur Verfügung gestellt wird. Dieser Freiraum ist vielfältig benutzbar – ob Außenwohn. oder -schlafraum oder Freispielraum für Kinder. Die Verbindung von notwendiger Schallschutzmaßnahme mit geforderten zusätzlichen Freiflächen führt zu einer besonderen Qualität der Wohnungen.

Schallschutz | Lüftungszonzept
Die Wohnräume liegen nach Süden und Westen und haben eine vorgelagerte verglaste Laubenzone welche die hohen Lärmpegel puffern und eine direkte natürliche Lüftung bei Tag und Nacht der Räume zulassen. Die Fenster können zu Lüftungszwecken geöffnet bleiben. Die Individual- und Schlafräume liegen überwiegend nach Nordosten bzw Osten zum ruhigen Innenhof und lassen eine unkompliziertes Nutzerverhalten zu. Die Abluft kann über Schächte in den Bädern über Dach geführt und dort einer Wärmerückgewinnung zugeführt werden.
Die Pegelüberschreitungen bei den Schlafräumen nach Norden sind gering (ca. 1-4 dB) – hier schlagen wir vor jeweils einem Fenster pro Schlafraum eine Prallscheibe vor um eine nächtliche Lüftung zu ermöglichen, tagsüber kann das jeweilige andere Fenster ohne Einschränkung geöffnet werden. Alternativ können der den an der Fassade liegenden Bädern Loggien angeordnet werden um die geringen Pegeldifferenzen abzupuffern.

Ansicht Westen
Ansicht Westen
Ansicht Süden
Ansicht Süden
Ansicht Norden
Ansicht Norden

Erschließung | Feuerwehr
Die notwendigen Feuerwehranfahrten gemäß DIN 14090 sind im Innenhof und auf den umlaufenden Blockkanten nachgewiesen, dort sind die entsprechenden Aufstellflächen der Feuerwehr zur Sicherstellung des 2. Rettungsweg vor den Wohnungen ausgewiesen. Der 2. bauliche Rettungsweg im Innenhof führt über sehr knapp geführte Feuerwehrdurchfahrten ins Innere so dass die Hoffläche weitgehend von Feuerwehrwegen und – aufstellflächen freigehalten werden kann. Der ruhende Verkehr ist in einer Tiefgarage untergebracht. Alle Häuser sind durch die gemeinsame Tiefgarage verbunden, jeder Bewohner hat also direkten Wohnungszugang. Die Tiefgarage ist natürlich belüftet und über Lichtöffnungen in der Decke natürlich belichtet. Die gesamte Anlage ist barrierefrei gemäß DIN 18040 konzipiert, Höhensprünge werden über Rampen überwunden, die Gebäude sind mit behindertengerechten Tragen-geeigneten Fahrstühlen (1.40 m | 2.10 m) ausgestattet, die einen barrierefreien Zugang von der Tiefgarage bis in die Wohnung ermöglichen darüber hinaus ist über diese in die Gartengestaltung eingebundenen Öffnungen eine gute soziale Kontrolle der Parkplätze gegeben. Die Stellplätze für die Fremdnutzung sind in der Tiefgarage ausgewiesen und über einen Tunnel an der geplanten Stelle mit dem Schulzentrum verbunden.

Nachhaltige Konstruktion
Die Gebäudekonzeption verzichtet auf übliche Wärmedämmverbundsysteme, statt dessen schlagen wir eine nachhaltige Gebäudekonstruktion vor bei der die Tragstruktur der nach West- Süd- und Ost- orientierten Gebäudeteile mit einem tragenden Kern in Stahlbeton (mit recycelten Zuschlagstoffen) während die Gebäudehülle aus einer CO2-neutralen recyclingfähigen Holzkonstruktion besteht.

Freiflächen
Ziel der Freiraumplanung ist es einen Ort zu schaffen, an dem alle BewohnerInnen und Nachbarn zusammenkommen und sich austauschen können. Um dies zu erreichen, führt ein kommunikationsfördender Rundweg entlang der privaten Gärten, welcher schließlich durch dichte schattenspendende Gehölzgruppen zu einer großzügigen Platzsituation mit Sitzelementen führt. Neben dem sozialen Aspekt soll gleichzeitig ein ökologischer und klimatischer Mehrwert erzielt werden. Dafür werden alle erhaltenswertenden Bäume geschützt und in das Freiraumkonzept integriert. Die neugepflanzten Gehölzgruppen bestehen aus klimaresistenten Arten wie zelkova serrata und quercus cerris, die gleichzeitig eine ästhetische und ganzjährig verändernde Blattfärbung haben. Um den nötigen Wurzelraum zu schaffen, wird punktuell mit Geländemodellierungen gearbeitet. Auf der Innenhof abgewandten Seite zieht sich die rasterartige Gestaltung der Fassade in die Vorgärten fort. Gestaltet werden die bänderartigen Vorzonen aus einem Wechselspiel aus Blumenwiesen, hohen Gräsern und Retentionsmulden, in denen das das Regenwasser dezentral gesammelt wird. Das gesammelte Wasser kann als Grauwasser zur Bewässerung genutzt werden.