Geschäftshaus Kaufingerstraße 15, Fassadenplanung und Innenausbau, 1. Preis

 

» … Mein Haus ist durchscheinend, aber nicht aus Glas. Eher wäre es aus einer Art Rauch. Seine Wände verdichten und verdünnen sich nach meinem Wunsch. Manchmal ziehe ich es eng zusammen, wie einen Isolierpanzer … Aber manchmal lasse ich die Wände meines Hauses sich entfalten in ihrem eigenen Raum, welcher die unendliche Ausdehnung ist …«

— Gaston Bachelard: Die Poetik des Raumes, 1987

 

Das bereits bestehende Gebäude in der Kaufingerstraße 15 nimmt städtebaulich eine Zwitterrolle in der Fußgängerzone ein: Die Gebäude westlich des Grundstücks sind Stadthäuser auf Parzellen mit einer Schaufassade zwischen zwei Brandwänden, die Gebäude östlich davon sind großmaßstäbliche Perimeterbebauungen mit umlaufenden Fassaden. Das Kaufhaus zwischen Fürstenfelder Straße und Färbergraben bildet den Übergang zwischen beiden Strukturen. Folglich wurde seine Fassade aus dieser Zwitterrolle entwickelt und entsprechend aus mehreren Schichten aufgebaut: Ein neutrales Skelett aus Stahlbetonrahmen wird mit unterschiedlichen Elementen gefüllt. Damit ist das Gebäude als städtisches Haus durch die Grundelemente Fenster und Skelett definiert.

Zur Kaufingerstraße wird eine Schaufront mit großzügigen Verglasungen im Erdgeschoß und Vitrinen im Obergeschoß – aus der Fassade hervorspringende Schaufenster – ausgebildet. Darüber entwickelt sich eine regelmäßige Lochfassade mit wechselnden bedruckten halbopaken und transparenten Glasflächen, die in ihren Dimensionen die Körnung der Fassaden der umgebenden Gebäude aufnehmen. Die halbopaken Fensterelemente sind mit einem Siebdruck versehen, der durch seine textile Textur die Nutzung referenziert, tief liegend in den Laibungen der Rahmen verhüllen und offenbaren sie gleichermaßen, während klare transparente Vitrinen aus den Laibungen hervortreten und einerseits Austrittsmöglichkeiten mit Sichtbeziehungen in die Fußgängerzone ermöglichen, andererseits als Schaufenster- und Dekorationsfläche zu benutzen sind. Die frontal ausgerichtete Schaufassade wird so zu einer räumlichen Struktur, die auf den Bewegungsfluß der Fußgängerzone architektonisch reagiert.

Die Wahl der Materialien entspricht der Eleganz der Nutzung: Das Stahlbetonskelett ist verkleidet mit hellem geschliffenem Naturstein und bindet so in Materialität und Farbe an die Kontinuität der hellen Stadtfassaden der Fußgängerzone an, die Fensterelemente und Laibungsbekleidungen werden aus Baubronze – dem Material der Residenzstädte – gefertigt; die sehr schlank dimensionierten Profile mit 6 mm Ansichtsbreite machen die Fassade leicht und elegant und zeigen ein hervorragendes Patinierungsverhalten, sie sind also prädestiniert dafür an einem historischen Ort Geschichte fortzuschreiben.

Standort Kaufingerstraße 15, München
Fassadenplanung Hierl Architekten BDA DWB
Gebäudeplanung Rhode Kellermann Wawrowsky, Berlin
Bauherr Bayerische Immobilien Gruppe
Hauptmieter Benetton
WB Fassade, 2002 1. Preis
Geschossfläche 9.570 qm
Baukosten KG 300/400  13.300.000 €, davon 1.100.000 € Fassade
Leistungsphasen 2 – 5 (HOAI)
Fertigstellung  2005
Mitarbeit Annette Hafner, Lavinia Popescu, Andrej Kratz, Ulrich Schall, Carolin Semtner

Innenausbau
Bauherr Benetton
Baukosten KG 300/400 1.825.000 €
Nutzfläche 4.060 qm
Leistungsphasen 2 – 5, 8 (HOAI)
Fertigstellung 2005
Mitarbeit Maurice Maync