Baugebiet WA 4, Paul-Gerhardt-Allee München, 1. Preis

STÄDTEBAU
Das Baufeld liegt an zentraler Stelle im Neubaugebiet Paul-Gerhardt-Allee.
Nach Osten grenzt es an einen der zwei öffentlichen Plätze des Gebiets, die der kleinräumigen Quartiersversorgung dienen und deren funktionale Mischung und Differenzierung sehr wünschenswert sind im Hinblick auf eine urbane Gebietscharakteristik. Nach Süden grenzt es an die ebenfalls öffentlichen Anger nach Norden an den Quartierspark.Diesen Lagefaktoren folgend öffnet sich das Geviert über einen zweigeschossigen Durchgang zum Platz und den vorgegeben Verkehrswegen folgend über ebenfalls zweigeschossige großzügig dimensionierte Durchgänge jeweils zu den Angern und den Park im Norden und bieten so das wünschenswerte Baufeld übergreifend Vernetzung im Wohngebiet her.

Städtebau

Das Baufeld ist als einziges mittig mit einem Querbau geteilt und bildet damit die kleinsten Höfe im Gebiet – damit fällt es einerseits aus der gebietstypischen Raumbildung heraus, andererseits vermißt man die Großzügigkeit, die seiner zentralen Rolle entsprechen würde. Im Hinblick auf die oben beschriebene Rolle im Quartier schlagen wir vor den Hof erdgeschossig als einen Raum auszubilden und erlebbar zu machen. Der Querbau wird als 5 Meter angehobener Brückenbau ausgebildet und eröffnet dadurch einen einheitlichen ganzen Hof. Quasi beiläufig entsteht so eine Sala Terrena als hochwertig und vielfältig bespielbarer Mittelpunkt des Gevierts.

Hochpunkte

Die Positionierung der Hochpunkte folgt der sozialräumlichen Konzeption und sucht den Bezug zu den umliegenden Freiräumen (Park, Platz, Anger) und bilden deren überhöhten Raumabschluss. Um die städtische Qualität des Angela-Monitors-Platzes dauerhaft zu sichern schlagen wir im Erdgeschoss ausschließlich Nichtwohnnutzung vor – das können zunächst Nebennutzungen sein die später umgewidmet und von der Hausgemeinschaft betrieben werden, die lichte Raumhöhe von 3,50 m sichert langfristig die Möglichkeit gewerbliche Nutzungen unterzubringen.

Lageplan

ARCHITEKTUR KONZEPT
ADRESSIERUNG
Der zentralen Position im Quartier entsprechend haben alle Häuser direkte Zugänge von der Straße – so wird eine klare Unterscheidung von öffentlichen Straßenräumen und dem der Hausgemeinschaft vorbehaltenem Innenhof gewährleistet. Ein besonderer Fokus liegt auf der Ausgestaltung der Eingänge, der Entwurf knüpft hier an die Tradition großbürgerlicher Häuser der Gründerzeit an und wartet mit großzügigen eineinhalbgeschossigen Eingangshallen auf die von der Straße zum Hof reichen.

GRÜNES ZIMMER

Grünes Zimmer Straßenseite

Bauliche Verdichtung verlangt die Antwort der damit verbundenen Freiflächenversorgung auch auf der Ebene des Gebäudeentwurfs. Die Anforderung von großzügig dimensionierten, den Wohnungen direkt zugewiesenen privaten Freiflächen übersetzen wir in das Konzept „Grünes Zimmer“ in dem jeder Wohnung ein ganzjährig benutzbarer den Wohnräumen geschützter vorgestellter Freiraum zur Verfügung gestellt wird.

Dieser Freiraum ist vielfältig benutzbar – ob Außenwohn- oder -schlafraum oder Freispielraum für Kinder. Die Verbindung von notwendiger Schallschutzmaßnahme mit geforderten zusätzlichen Freiflächen führt zu einer besonderen Qualität der Wohnungen.

Grünes Zimmer Hofseite

WOHNUNGEN
Die Häuser von ca. 23 – 25 m Länge | und 13 – 16 m Tiefe mit innenliegendem Kern und tragender Fassade ermöglichen ein differenziertes und variables Wohngefüge mit folgenden Qualitätsmerkmalen:
Durchwohnen (Morgen- | Abendsonne): die großen Wohnungen sind durchgehend zweiseitig orientiert: zum ruhigen Innenhof nach Süden oder Westen und zur Straße nach Norden oder Osten.

Grundriss Erdgeschoss

Orientierung der großen Wohnungen nach drei Himmelsrichtungen. Alle großen Wohnungen haben mindestens eine städtische Loggia (grünes Zimmer). Die straßenseitigen Loggien können durch leicht offenbare Einfachverglasungen zu fast ganzjährig nutzbaren Wintergärten ausgebaut werden. Die Erdgeschosswohnungen sind als Hochparterrelagen über Geländeniveau angehoben und gewährleisten so Schutz der Privatheit der Bewohner. Die Hof seitigen Erdgeschosswohnungen verfügen über Terrassen die von der Gemeinschaftsfläche durch einen Höhenversatz separiert sind.

Grundriss 2. Obergeschoss

Die großen Familienwohnungen befinden sich in den Nord-Süd orientierten Gebäudetrakten mit großzügigen nach Süden ausgerichteten Wohn- Essbereichen denen jeweils ein großes grünes Zimmer vorgeschaltet ist.
Die kompakten Kleinwohnung befinden sich in den Ost-West orientierten Gebäudetrakten wobei die kompakten 2-Zi Wohnungen nach Osten, die kompakten 3-Zimmer Wohnungen nach Westen orientiert sind.

Grundriss 6. Obergeschoss

HOFGEMEINSCHAFT – SALA TERRENA
Die besondere Rolle im Quartier fordert die Formulierung einer Hofgemeinschaft heraus. Der Freiraum unter dem Quergebäude und die darüber liegende Dachterrasse bilden den sozialräumlichen Mittelpunkt der Hofgemeinschaft: ein geschützter Bereich im Erdgeschoss und eine großzügige Freifläche auf der Dachterrasse des Querbaus bieten Raum für kleinräumige Aktivitäten (Fitness, Tischtennis) in einem wettergeschützten Raum bis zu großen gemeinschaftlichen Veranstaltungen auf der Dachterrasse.

Perspektive Gemeinschaftsraum

NACHHALTIGE KONSTRUKTION
Die Gebäudekonzeption verzichtet auf übliche Wärmedämmverbundsysteme, stattdessen schlagen wir eine nachhaltige Gebäudekonstruktion vor bei der die Tragstruktur der nach West- Süd- und Ost- orientierten Gebäudeteile als Skelett ausgebildet ist das mit einer Elementfassade (Fensterelemente, gedämmte Paneele) geschlossen wird.

Fassade Süden Strasse

Die Nordfassade ist als kerngedämmte leicht recyclebare Fertigteilwand ausgebildet. Die Fassaden reagieren dabei auf die städtebauliche Vorgabe: geordnet und aufgeräumt bilden sie das Gesicht der Straße während sie zum Hof durch die Bewohner angeeignet werden können und informell ausgebildet sind.

Fassade Süden Hof

ERSCHLIESSUNG | FEUERWEHR
Die notwendigen Feuerwehranfahrten gemäß DIN 14090 sind im Innenhof und auf den umlaufenden Blockkanten nachgewiesen, dort sind die entsprechenden Aufstellflächen der Feuerwehr zur Sicherstellung des 2. Rettungsweg vor den Wohnungen ausgewiesen. Der 2. bauliche Rettungsweg im Innenhof führt über sehr knapp geführte Feuerwehrdurchfahrten ins Innere so dass die Hoffläche weitgehend von Feuerwehrwegen und – aufstellflächen freigehalten werden kann. Der ruhende Verkehr ist in einer Tiefgarage untergebracht. Alle Häuser sind durch die gemeinsame Tiefgarage verbunden, jeder Bewohner hat also direkten Wohnungszugang. Die Tiefgarage ist natürlich belüftet und über Lichtöffnungen in der Decke natürlich belichtet. Die gesamte Anlage ist barrierefrei gemäß DIN 18040 konzipiert, Höhensprünge werden über Rampen überwunden, die Gebäude sind mit behindertengerechten Tragen-geeigneten Fahrstühlen (1.40 m | 2.10 m) ausgestattet, die einen barrierefreien Zugang von der Tiefgarage bis in die Wohnung ermöglichen darüber hinaus ist über diese in die Gartengestaltung eingebundenen Öffnungen eine gute soziale Kontrolle der Parkplätze gegeben.

Ansicht Süden Strasse
Ansicht / Schnitt Süden Hof
Ansicht / Schnitt Osten Hof

SCHALLSCHUTZ
Belastungen durch Verkehrslärm bis zu 67 dBA überschreiten die zulässigen Werte von 45 dBA bzw. 55 dBA deutlich, daher sind Lüftungsmaßnahmen notwendig.
Straßenseitig erfolgt im Norden der notwendige Luftwechsel durch Permanentlüftung mittels ALD, die Fenster der Wohnungen können geöffnet werden.
Straßenseitig Ost Süd West wird der notwendige Luftwechsel über vorgelagerte Loggien (ausgekleidet mit Schall absorbierenden Materialien) und an besonders kritischen Orten über Lüftungsoffenen Schiebeverglasungen ermöglicht: die Fenster können zu Lüftungszwecken geöffnet bleiben.

RAUMAKUSTIK
Die Ausbildung von Loggien als grüne Zimmer führt zu einer wünschenswerten Gliederung der Fassaden und somit zu Absorption und Brechung der Schallimmissionen besonders in kritischen Bereichen gegenüberliegender Bebauungen die ggfs durch Absorptionsflächen unter den Decken verstärkt werden kann.

Modellansicht

FREIFLÄCHEN
Durch die Aufständerung des Verbindungsbaukörpers entsteht ein zusammengehöriger, großzügiger Innenhof. Ein Flechtwerk mit Wegebeziehungen, Nutzungsangeboten und Raum wirksamen Baumhainen schafft einen für alle Bewohner gleichsam wirksamen Freiraum.
Die Erschließung ermöglicht nicht nur von allen Treppenhäusern Zugänge zum gemeinsamen Freibereich, sondern verknüpft über die Durchgänge auch nach außen zu den Angern, dem Quartiersplatz, den öffentlichen Parks, Schule und Kindertagesstätte. Die grüne Fuge nach Westen bietet eine weitere Vernetzungsmöglichkeit. Die Befahrung durch die Feuerwehr wird auf zwei Seiten begrenzt und nutzt die Erschließungswege, erweitert lediglich um Schotterrasen. Die überdachten Gebäudenahen Zonen bieten ergänzend zu den Fahrradräumen geschützten Raum für Mobilitätsstationen mit Lastenfahrrädern, e-Scootern und e-Bikes.
Rund um den Quartierstreff steht Raum für nachbarschaftliches Treffen, gemeinsames Gärtnern, Tischtennisspiel und Fitness bei jedem Wetter zur Verfügung.
Diverse Spielangebote laden Bewohner aller Altersgruppen zum Aufenthalt im Innenhof ein. Lockere Baumhaine ermöglichen ein Wechselspiel zwischen Sonne und Schatten.
Auf dem für alle zugänglichen Verbindungsdach setzt sich die Gestaltung des Innenhofs fort:
den Ausgängen zugeordnet bieten sich größere Gemeinschaftsterrassen an, ein Fitnessband verknüpft die zwei Terrassen, alternativ lässt sich auf dem Holzdeck ruhen oder lesen, die blühenden Magerwiesen fassen den Raum zusammen.
Das Dach zum Quartiersplatz hin bietet urban gardening für alle interessierten Hausbewohner. Hochbeete ermöglichen bequemes Arbeiten mit ausreichend Erdreich, an den Aufweitungen blickt man zum Platz oder in den Hof und hat an den Stirnseiten Sitzmöglichkeiten auf den Werkzeugkisten.
Die Dächer im 5. OG sind extensiv begrünt.